Videotechnik auf neuen Levels
Am 2. Februar 2024 feierte Karin Henkels Inszenierung „Das Schloss“ nach Franz Kafkas gleichnamigem Roman im Residenztheater in München Premiere.
Die dortige videotechnische Abteilung stand in dieser Produktion vor der Aufgabe, eine zentral ins Bühnenbild integrierte Fahrstuhltür mit einer Stockwerksanzeige zu versehen, entschied sich den modernen Möglichkeiten der Veranstaltungstechnik entsprechend, diese mittels eines Videoshaders zu realisieren und beauftragte schließlich Animetra mit dessen Entwicklung.
Der entwickelte Shader stellt Stockwerke von -999 bis 999 als 7-Segment-Anzeige dar, kann Stockwerk 0 wahlweise als „E“ zeigen, bietet programmierbare Fahrstuhlfahrten in verschiedenen Geschwindigkeiten und Richtungen und bietet Optionen für Segmentstärke und -Schärfe und einen Einrichtungs- / Testmodus (zeigt 8888).
Geliefert wurde der Shader als .isf-Shader zur Verwendung als Plugin in Millumin.
Videoshader in der Live-Veranstaltungstechnik
Entgegen gängiger Annahmen ist die Entwicklung solch eines Videoshaders im üblichen Budget- und Zeitrahmen mittlerer bis großer Bühnenproduktionen inkl. Praxis-Tests in der Endumgebung absolut möglich. Eine erste Version kann je nach Anforderungen bereits nach 2-5 Tagen im Probenbetrieb einsatzbereit sein.
Videoshader bieten insbesondere in der technisch und prozessseitig hochkomplexen Theaterwelt unzählige Vorteile:
- Es müssen keine Footages erstellt und abgespielt werden, was Zeit, Speicherplatz und in den meisten Fällen auch Performance-Last spart und flexiblere und schnellere Reaktion auf Änderungen ermöglicht.
- Es wird keine Spezial-Hardware benötigt, die ggf. nicht oder nur beschränkt backup-bar ist, Einarbeitung des Personals bedeutet sowie Zeit während der Aufführungseinrichtung kostet.
- Die Video-Ausgabe ist beliebig über das Videosystem weiter verwend- und darstellbar (im Gegensatz zu spezifischer Spezial-Hardware).
- Es gibt kein gesondertes Cue- / Triggersystem, Shader werden durch die nahtlose Integration in das bestehende Videosystem durch dessen Cue-Steuerung kontrolliert.
- Größen, Geschwindigkeiten, Formen und Abspielverhalten sind mit wenigen Klicks flexibel änderbar und auch auf Cues programmierbar.
- Ausnahmesituationen und Spezialwünsche seitens der Regie sind flexibel durch Erweiterungen oder Änderungen des Shader-Algorithmus‘ umsetzbar.
Fotos: Residenztheater, Lalo Jodlbauer
Video: Alexander Hector